Revierhegemeister-Ausbildung – Modul „Hege“

Zeitgeist – Hege, wie sie vor über 30 Jahren betrieben und gelebt wurde, ist heute nicht mehr wirklich zeitgemäß, dennoch unvermindert wichtig und die Pflicht zur Hege ist gemäß § 1 Bundesjagdgesetz untrennbar mit dem Jagdrecht verbunden.

Doch wie ist Hege mit den heutigen Forderungen nach z. B. der Freigabe von Nacht-zieltechnik für Reh- und Rotwild, der Abschaffung von Abschussplänen und

-vereinbarungen hin zum Mindestabschuss als Regel verbunden mit der Möglichkeit der vorzeitigen Kündigung bei Nichterfüllung, der extremen Verlängerung von Jagdzeiten, äußerst kurzen Laufzeiten für Jagdpachtverträge usw. usw. vereinbar?

Solche Forderungen bedeuten doch den Verlust des Interesses an Hege – oder?!?

Auch den viel zitierten Wald-Wild-Konflikt gibt es eigentlich gar nicht, wohl aber einen Interessenkonflikt – nämlich den der einzelnen Nutzergruppen aus Forst- und Land-wirtschaft, Jagd, Tourismus, Freizeit etc. um Wald und Wild.

Nun leidet aber unser Wild unter Imageverlust durch Meldungen wie Reh- und Rotwild frisst den Wald auf und schadet damit dem Klima, Schwarzwild verwüstet die Landschaft, das Wild bringt Krankheiten mit wie Tuberkulose, Schweinepest oder ASP.

Also versucht man Wildschäden im Wald durch immer weiter gesteigerte Abschüsse zu verhindern, aber nicht erst jetzt sondern schon seit mindestens 50 Jahren, und wäre diese Methode erfolgreich, gäbe es dieses Problem nicht mehr. Würde man sich stattdessen auf wildbiologische Erkenntnisse konzentrieren, könnte man sicher erfolgreicher agieren.

Und so ist Hege das, was pflichtbewusste und waidgerechte Jägerinnen und Jäger von Schädlingsbekämpfern unterscheidet – richtig gejagt ist halb gehegt!

Hege bedeutet nicht, z. B. Beutegreifer zu vernichten, um im Herbst Hase oder Fasan erlegen zu können, Hege bedeutet regulieren, indem man u. a. Altersklassen, 1:1–Ver-hältnis usw. beachtet.

Hege bedeutet auch, schützenswerte Bereiche im Revier für das Wild durch beispiels-weise Besucherlenkung zu schützen bzw. zu verstecken, obst- und masttragende Bäume zu pflanzen und den Bestand zu pflegen, für genügend Äsung in Feld und Wald, Wildwiesen und -äcker, Salzlecken und Suhlen zu sorgen, ganz wichtig auch die Jungwildrettung. Mehr dazu folgt im Modul „Land- und Waldbau“.

Jägerinnen und Jäger müssen kompetente Ansprechpartner sein und sich den gesellschaftlichen Herausforderungen stellen, wie die Einstellung zum Raubwild, natürlich in Verbindung sowohl mit der Niederwildhege als auch der Verwertung von Pelzen und mit dem Bewusstsein, dass ein vernünftiger Grund zum Töten eines Wirbeltieres vorliegen muss – reicht hier u. a. die Begründung zum Schutz vor Seuchen und Krankheiten aus?!?! Und wie sieht´s mit dem Umgang mit den Großkarnivoren Luchs und Wolf aus? So steht die Jägerschaft also zwischen Gesellschaft, Jagd, Forst- und Landwirtschaft.

Das war wieder ein äußerst interessantes Seminar von und mit Revierjagdmeister Frank Lemke am 16. Juli 2022 in der Grillhütte am Meerfelder Maar inklusive Revierrundgang, Erbsensuppe mit Würstchen und Brötchen gab es zur Stärkung.

Und es endet mit einem Zitat von Thomas Morus: „Tradition (im Sinne von Hege und Waidgerechtigkeit) ist nicht das Halten von Asche sondern das Weitergeben der Flamme.“

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