Revierhegemeister-Ausbildung
Anschuss-Seminar
Ein Modul jagt das nächste und so fand am 9. April 2022 in der Schützenanlage in Schweisweiler das Anschuss-Seminar mit Wildmeister Helmut Hilpisch statt.
Der extreme Schneefall vom Vorabend und in der Nacht hatte für gesperrte Autobahnen und Bundesstraßen gesorgt, dennoch schafften es fast alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Schweisweiler zu kommen.
Menschheitsgeschichte ist Jagdgeschichte – seit es Menschen gibt, gibt es die Jagd.
Damit beginnt das Anschuss-Seminar von und mit Helmut Hilpisch – langjähriger und erfahrener Berufsjäger, anerkannter Schweißhundeführer, Autor, Co-Autor von Blase und Krebs.
Und die eigentliche Überschrift dazu lautet:
Achtung, Respekt und Wertschätzung für das Wild – Tierschutz und Waidgerechtigkeit.
Für den Referenten extrem wichtig und so sollte es auch für jeden sein!
Und nicht umsonst erhielt er für sein langjähriges Engagement für die Jagd und den Natur- und Tierschutz die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz.
Ebenso betont er die Verantwortung der Jäger – unter anderem auch, weil außer der Jagd keine andere Freizeitbeschäftigung einen rechtlichen Hintergrund hat und mit Pflichten und Verpflichtung verbunden ist.
Um Verantwortung bittet Helmut Hilpisch auch bei der Verwendung und beim Umgang mit der erlaubten Technik, vor allem der Nachtsichttechnik. Er warnt vor Missbrauch und dessen Folgen. Man sollte nicht krampfhaft versuchen, mit all dieser Technik restlos alles Wild im Revier zu entdecken – Wild braucht Ruhe, die sollten wir ihm zugestehen und auch lassen!
Wild muss auch nicht um jeden Preis erlegt werden und keine Schweinepest oder ähnliches rechtfertigt die Aufhebung des Mutterschutzes!
So nimmt das Anschuss-Seminar seinen Lauf und die Jägerinnen und Jäger erfahren viel Wissenswertes und Nützliches rund um Schuss und Anschuss bei Einzel- und Gesellschaftsjagd, mangelhafte Anschusskontrolle, Jagd an der Kirrung, den tierschutzgerechten Schuss, Zeichnen des Wildes, Ein- und Ausschuss, Verhalten am Anschuss, Kugelriss, Pirschzeichen erkennen, Wartezeit vor der Nachsuche.
Unter dem Motto „Kein Schweißhund kann einen Gebrauchshund ersetzen – kein Gebrauchshund kann einen Schweißhund ersetzen“ geht es weiter mit den Themen Eigenschaften, die der Schweißhund haben soll, eigene Grenzen und die Grenzen des Hundes kennen, Riemenarbeit, Todsuche, Weidwund, Wundbett, Gefahren beim Stellen, Fangschuss und Gefahr beim Fangschuss, Fangschuss mit der Kurzwaffe, Abfangen mit der blanken Waffe.
Schon ist die erste Hälfte des Seminars beendet und es wartet die Stärkung mit Idar-Obersteiner Steak vom Grill mit Ofenkartoffeln und leckerem Dip.
Anschließend geht es auf die Wiese am Waldrand, wo Helmut Hilpisch bereits am Morgen verschiedene Anschüsse zur Begutachtung und Untersuchung vorbereitet hat.
Übrigens mit tatkräftiger Unterstützung von Peter Schäfer, stellvertretender Landesvorsitzender und Referent für Schiesswesen des Jagdaufseherverband Rheinland-Pfalz e. V., der auch für die Organisation der Räumlichkeiten und der Verpflegung gesorgt hat.
Also aus der Theorie in die Praxis – Verhalten am Anschuss: nach dem Schuss mindestens 20 Minuten warten, Anschuss nicht vertreten, kein Hund, Pirschzeichen verbrechen und gegebenenfalls abdecken (Schutz vor Entdeckung und Entfernung/Vernichtung durch z. B. Vögel oder Raubwild) und absolute Ruhe.
Achtung
– immer die ganze Umgebung betrachten, Pirschzeichen könnten sich auch weiter
hinten und etwas höher am Baum befinden.
Der erste Anschuss – anhand der Pirschzeichen wird ein Laufschuss festgestellt:
Der 2. Anschuss – ein Teil des Äsers:
Und damit sind wir beim Thema Kopf-/Trägerschuss – für den Wildmeister ein absolutes No-Go und respektlos gegenüber dem Wild, verbunden mit der Bitte, dies stets zu beherzigen.
Der Äser-/Gebrechschuss ist der absolute Horror für das Wild, verursacht fürchterliche Qualen und ein qualvolles Verenden; Nachsuchen sind äußerst schwierig.
Hier wurde ein Reh beschossen, bis zu 40 Splitter, Metall und Knochen, konnten dahinter schon festgestellt werden.
Nur ein Splitter, der ein Stück hinter dem eigentlich beschossenen trifft, kann ebenfalls zu elendem Verenden führen. Deshalb ist Jagddisziplin und die besondere Sorgfalt beim Ansprechen und bei Schussabgabe so immens wichtig!
Der letzte Anschuss – waidwund:
Das Wild wird verenden, aber das dauert einige Zeit, die man ihm auf jeden Fall geben soll. Damit es nicht der Mensch ist, vor dem es die größte Angst hat, den es als letztes sieht.
Die richtige Einschätzung des Anschusses ist extrem wichtig für die Nachsuche!
So führte schon manche Fehleinschätzung zu Unfällen oder sogar zur Massenkarambolage auf der Autobahn; ein vermeintlicher Laufschuss und das Schnallen eines Hundes in Erwartung einer kurzen Hetze und einem schnellen Ende entpuppte sich als folgenschwerer Fehler, da es sich tatsächlich um einen Gebrechschuss handelte und in vorgenanntem schlimmen Unfall auf der Autobahn endete.
Mit diesem Seminar schließt die erste vollständige Modulreihe zur Revierhegemeister-Ausbildung; weiter geht’s mit der nächsten Modulreihe im Juni 2022.
April 2022
Sonja Genova
Pressestelle
Jagdaufseherverband RLP